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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

Jahreskreis
19. Sonntag (Lesejahr C)

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glauben und hoffen

Die Gründe unserer Zuversicht.
Wachsam und bereit.
Gott in allen Dingen nahe sein.

I. Die Nacht der Befreiung wurde unseren Vätern angekündigt, denn sie sollten zuversichtlich sein und sicher wissen, welchen eidlichen Zusagen sie vertrauen konnten.1 Der inspirierte Autor des Buches der Weisheit blickt auf die Zeit der Volkwerdung Israels zurück und auf die Väter, die sich glaubend und hoffend auf die göttlichen Verheißungen verlassen hatten. Die zweite Lesung2, dem Hebräerbrief entnommen, erweitert die Perspektive auf das Neue Testament hin und bekräftigt die Verflechtung von Glaube und Hoffnung. Mehr noch als die Väter des Alten Bundes können wir zuversichtlich sein und sicher wissen, daß die verheißene Befreiung in Erfüllung gehen wird. Denn auf Christus schauend wissen wir: »Seit er uns seinen Sohn geschenkt hat, der sein Wort ist, hat Gott uns kein anderes Wort zu geben. Er hat alles zumal in diesem einen Worte gesprochen (...). Was er ehedem nur stückweise zu den Propheten geredet, das hat er nunmehr im ganzen gesprochen, indem er uns das Ganze gab, nämlich seinen Sohn.«3 Der Sohn verheißt uns die endgültige Gemeinschaft mit Gott im Himmel am Ende unserer Wanderschaft, als Fremde und Gäste auf Erden. Daran..glauben heißt: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht4. Auf unsichtbare Weise wurde uns im Glauben eine Wirklichkeit geschenkt, die wir gleichzeitig noch erhoffen. »Der Glaube, der die feste Überzeugung einschließt, daß diese unsichtbare Wirklichkeit existiert, ist deshalb der Grund für unsere Hoffnung, diese Wirklichkeit auch tatsächlich zu erlangen.«5

Der Glaube an das von Jesus auf eine unübersteigbare Weise geoffenbarte Wort läßt uns an zwei lebenswichtigen Einsichten mit Gewißheit festhalten: daß Gott uns für den Himmel bestimmt hat und deshalb alles andere auf dieses höchste Ziel hingeordnet sein muß; und daß er uns alle notwendigen Mittel schenken will, damit wir ans Ziel gelangen können. Unser Vertrauen »stützt sich auf drei Wahrheiten: Gott ist allmächtig, Gott liebt mich über die Maßen, Gott bleibt seinen Verheißungen treu. Und er, der Gott des Erbarmens, entzündet in mir die Zuversicht; darum fühle ich mich weder einsam, noch unnütz, noch verlassen, sondern in den Heilsplan einbezogen, der eines Tages im Paradies mündet.«6

Gott ist allmächtig... Die Gestirne im All und die Lebewesen auf Erden, die beängstigenden Naturgewalten und die subtilen Urgründe der Seele sind ihm unterworfen: »Er ist der Herr des Alls, dessen Ordnung er festgesetzt hat und das ihm gänzlich untersteht und gehorcht; er ist der Herr der Geschichte; er lenkt die Herzen und die Geschehnisse nach seinem Willen.«7 Dieser Wille ist keineswegs Willkür; denn in Gott »ist Macht und Wesenheit und Wille und Verstand und Weisheit und Gerechtigkeit dasselbe.«8

Gott liebt mich über die Maßen...: »Seine Vaterschaft und seine Macht erhellen sich gegenseitig. Er zeigt ja seine väterliche Allmacht dadurch, daß er für uns sorgt, daß er uns als seine Kinder annimmt.«9 Die Liebe einer guten Mutter oder eines guten Vaters gegenüber dem bedürftigen Kind ist nur ein Bild, ein blasser Abglanz der sich unseren Vorstellungen entziehenden heilsmächtigen Liebe Gottes, die nur eine Grenze kennt: die Freiheit zu mißbrauchen, die er uns geschenkt hat.

Gott bleibt seinen Verheißungen treu... Auch wenn wir ihm untreu werden oder mit unserer Hingabe zaudern, bleibt uns der Weg der Rückkehr und der Vergebung offen. Der Vater lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn10, heißt es im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Gottes Langmut erlaubt uns, »die Unruhe und das schmerzliche Sehnen, die mit dem Verlangen nach der Liebe verbunden sind«11, neu zu entdecken und uns zu vergewissern, »daß wir das ersehnte Gut leicht erlangen können, wenn wir nur die Mittel gebrauchen, die er uns zur Erreichung dieses Zieles bereitgestellt hat«12.

II. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein ruhmvolles Zeugnis erhalten. Ausführlich »weist der Autor des Briefes auf das Beispiel der Glaubenden des Alten Testamentes hin und faßt gleichsam die Beschreibung aus dem Buch Jesus Sirach (44-50) zusammen, um zu sagen, daß sich alle auf den Unsichtbaren hinbewegten, weil sie vom Glauben gestützt wurden. Insgesamt siebzehn Beispiele werden in dem Brief genannt: Im Glauben lebte Abel... Noach... Abraham... Mose..., und wir können hinzufügen: Im Glauben lebten Maria... Josef... Simeon und Anna... Im Glauben lebten die Apostel, die Märtyrer, die Bekenner, die Jungfrauen und die Bischöfe, die Priester, die Ordensleute und die Laien aller christlichen Jahrhunderte. Im Glauben ging die Kirche in den Jahrhunderten und geht heute auf den Unsichtbaren zu unter dem Wehen und der Führung des Heiligen Geistes.«13

Die Ahnen aus dem Volk Israel und die Heiligen in der Nachfolge Christi sind unsere Vorbilder als Bekenner des Glaubens. Aber ebenso sind sie uns Vorbild als Bekenner der Hoffnung, wie es im Hebräerbrief heißt: Laßt uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu.14 »Die Hoffnung ist jene göttliche Tugend, durch die wir uns nach dem Himmelreich und dem ewigen Leben als unserem Glück sehnen, indem wir auf die Verheißungen Christi vertrauen und uns nicht auf unsere Kräfte, sondern auf die Gnadenhilfe des Heiligen Geistes verlassen.«15 Wir hoffen, einmal aus dem status viatoris, dem Zustand des Auf-dem-Wege-Seins, in den glücksellgen Zustand der vollen Gemeinschaft mit Gott zu gelangen. Diese Hoffnung verbindet menschliche Sehnsucht und göttliche Verheißung: sie »= 15 Wir hoffen, einmal aus dem status viatoris, dem Zustand des Auf-dem-Wege-Seins, in den glückseligen Zustand der vollen Gemeinschaft mit Gott zu gelangen. Diese Hoffnung verbindet menschliche Sehnsucht und göttliche Verheißung: sie ruft den Einsatz all unserer Kräfte für die vollständige Öffnung unseres Seins hervor, für die Entfaltung all seiner Möglichkeiten«16, aber sie »nimmt ihren Ursprung aus einem eigentlich göttlichen Sein im Menschen, aus der Gnade«17 und übersteigt damit jedes menschliche Hoffen. Ein großer fränkischer Theologe der Karolingerzeit, Paschasius Radbert, faßt dieses Verhältnis von Menschlichem und Göttlichem in einem schönen Bild zusammen: »Durch die Hand der Hoffnung wird Christus gehalten. Wir halten ihn und werden gehalten. Aber es ist etwas Größeres, daß wir von Christus gehalten werden, als daß wir halten. Denn wir können ihn nur solange halten, als wir von ihm gehalten werden.«18

Vor diesem Hintergrund lassen sich die Worte des Herrn im heutigen Evangelium19 verstehen, wenn er uns dazu auffordert, die übernatürliche Hoffnung auf den Himmel mit den natürlichen Tugenden des Bereitseins und der Wachsamkeit zu festigen. Er sagt: Legt euren Gürtel nicht ab - Bereitschaft zum Aufbruch -, und laßt eure Lampen brennen! - Wachsamkeit. Dies heißt, sich die übernatürliche Dimension der alltäglichen Dinge, aber auch den relativen Wert aller irdischen Wirklichkeiten stets vor Augen zu halten: Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Kardinal Newman schildert in einer Predigt diese Stimmung der Erwartung: »Wißt ihr, wie wir in den Dingen des irdischen Lebens fühlen, wie wir fühlen, wenn wir einen Freund erwarten? Warten auf sein Kommen und er säumt? Wißt ihr, wie es ist, wenn man in einer Gesellschaft weilt, die einem nicht zusagt, wie man dann wünscht, daß die Zeit vergeht und daß die Stunde schlägt, die einen wieder in Freiheit setzt? Wißt ihr, was es heißt, in Angst sein, ob etwas eintrifft, das eintreffen kann oder auch nicht, oder in Ungewißheit sein über ein wichtiges Ereignis, das euer Herz schneller schlagen läßt, wenn es euch in den Sinn kommt, und dem der erste Gedanke am Morgen gilt? Wißt ihr, was es heißt, einen Freund in einem fernen Land zu haben, auf Nachrichten von ihm zu warten und sich Tag für Tag aufs neue zu fragen, was er jetzt wohl tut und ob er auch wohlauf ist? (...) Auf Christus harren ist ein Gefühl gleich allen diesen, soweit überhaupt Gefühle dieser Welt dazu passen, jene einer anderen Welt schattenhaft vorzubilden. Der harret des Herrn, der ein besorgtes, ein brennendes, ein nimmer ruhendes Verlangen nach ihm trägt; der wach ist, lebendig ist, weitschauend und unermüdlich, ihn zu suchen, ihm zu dienen, der nach ihm ausschaut in allem, was sich ereignet.«20

Wenn der Herr des Hauses wüßte, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, daß man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Da wir »weder Tag noch Stunde wissen, so müssen wir nach der Mahnung des Herrn standhaft wachen, um am Ende unseres einmaligen Erdenlebens (vgl. Hebr 9,27) mit ihm zur Hochzeit einzutreten und den Gesegneten zugezählt zu werden«21.

III. Wie leben Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten? Meister Eckhart erklärt es so: »Wahrlich, solche erwartenden Leute sind wachsam und üben Umsicht, wo der herkomme, den sie erwarten. Und sie erwarten ihn in allem, was da ankommt, wie fremd es ihnen auch erscheine, ob er nicht selbst eben darin sei.

So sollen wir ganz bewußt in allen Dingen nach unserem Herrn Ausschau halten. Dazu gehört notwendigerweise Fleiß. Alles muß man sich kosten lassen, alles was man nur mit Sinnen und Kräften zu leisten vermag. So wird es mit den Leuten recht, und sie ergreifen Gott in allen Dingen gleich. Sie finden dann Gott in allen Dingen gleichviel, obwohl ein jedes Werk anders ist... Darum lerne der Mensch seinen Gott in allen Dingen gegenwärtig zu haben. Er lerne dabei unbehindert zu bleiben in allen Werken und an allen Orten.«22

Die Sehnsucht nach Gottes Verheißungen stärkt uns in schwierigen Situationen: »Mein Sohn, laß dich weder niederdrücken und betrüben durch die Mühseligkeiten, die du um meinetwillen auf dich genommen hast, noch sollen Trübsale dich immerfort niederwerfen; es stärke und tröste dich vielmehr meine Verheißung. Ich bin mächtig genug, dir in jeder Weise und über alles Maß hinaus zu vergelten. Du wirst dich hier nicht lange abmühen und nicht immer mit Leiden beschwert sein. Harre nur ein wenig, und du wirst schnell das Ende deiner Plagen sehen. Es kommt die Stunde, in der jede Mühe und Unruhe aufhört. Geringfügig und kurz ist alles, was mit der Zeit vorübergeht. Vollende also, was du bis jetzt getan hast. Arbeite treu in meinem Weinberg. Ich werde dein Lohn sein. Schreibe, lies, singe, seufze, schweige, bete. Ertrage standhaft die Widerwärtigkeiten; das ewige Leben ist all dieser und noch größerer Kämpfe wert.«23

Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frißt. Die Wachsamkeit bewährt sich - wie immer - in der Treue zu den kleinen Dingen des Alltags. Dort können wir uns im Guten festigen und gegen die Versuchung der Lauheit angehen. Jede kleine Abtötung, aus Liebe zu Gott auf uns genommen, stärkt uns für den Augenblick, da uns eine größere Herausforderung erwartet. Kampf also im Kleinen: das pünktliche Aufstehen, das entschlossene Anpacken einer unangenehmen Arbeit, die Zurückhaltung beim Essen und Trinken, das Überwinden einer unlauteren Neugier, von Geschwätzigkeit oder Angeberei... Dabei ist die tägliche Gewissenserforschung eine große Hilfe. »Bedenke, mein Kind, daß die Bakterien nicht weniger anrichten als die Raubtiere! Ähnlich wie man im Labor Bakterien züchtet, so züchtest du deine Fehler und Verirrungen: durch mangelnde Demut, durch mangelnden Gebetsgeist, durch mangelnde Pflichterfüllung, durch mangelnde Selbsterkenntnis... Von den Infektionsherden geht dann die Ansteckung auf die Umgebung aus.

Du mußt täglich - und zwar gründlich - dein Gewissen prüfen und deine Fehler, Unterlassungen und Sünden wirklich bereuen. Dann fasse konkrete Vorsätze, um dich zu bessern.«24

Die Mahnungen des Herrn im heutigen Evangelium enthalten ein zärtliches Wort, mit dem wir unser Gebet beenden wollen: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Aus dem Zusammenhang erkennt man, daß Jesus nicht die Furcht vor den Mächtigen oder vor irdischen Drangsalen meint, sondern die Furcht, wegen der eigenen Schwäche und Erbärmlichkeit der göttlichen Verheißungen verlustig zu gehen. Es geschieht nicht ohne euch - will der Herr sagen -, aber Glaube und Hoffnung schenken euch die Kraft, damit ihr - immer bereit und wachsam - in dieser Welt dem Verwirrspiel der Lüge, den Verlockungen des Materiellen und den Verstrickungen des Bösen widerstehen könnt. Habt also keine Angst: Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.

Weish 18,6. - 2 Hebr 11,1-2.8-19. - 3 Johannes vom Kreuz, Aufstieg zum Berge Karmel, 2,22. - 4 Hebr 11,1. - 5 Johannes Paul II in: A.Frossard, Fürchtet euch nicht!, München 1982, S.85. - 6 Johannes Paul I., Ansprache 20.9.1978. - 7 Katechismus der Katholischen Kirche, 269. - 8 Thomas von Aquin, Summa theologica, I, q.25, a.5, ad 1. - 9 Katechismus der Katholischen Kirche, 270. - 10 Lk 15,20. - 11 Franz von Sales, Über die Gottesliebe, Zürich 1978, S.79. - 12 ebd. - 13 Johannes Paul II., Ansprache 8.5.1991. - 14 Hebr 10,23. - 15 Katechismus der Katholischen Kirche, 1817. - 16 J. Ratzinger, Auf Christus schauen, Freiburg 1989, S.67. - 17 J. Pieper, Lieben, Hoffen, Glauben, München 1986 S.204. - 18 ebd., S.211. - 19 Lk 12,32-48. - 20 J.H. Newman, Predigt über die Wachsamkeit. - 21 II. Vat. Konz., Konst. Lumen gentium, 48. - 22 Meister Eckhart, Die Gottesgeburt im Seelengrund, Freiburg 1990, S.47. - 23 Thomas von Kempen, Nachfolge Christi, 3,4. - 24 J. Escrivá, Im Feuer der Schmiede, Nr.481.

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