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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

PFINGSTSONNTAG

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DIE HERABKUNFT DES HEILIGEN GEISTES

Pfingsten: Feuer, Wind und ein neues Hören der Botschaft.
Innere Stärkung und apostolisches Zeugnis.
Fügsamkeit, Gebetsleben, Liebe zum Kreuz.

I. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Halleluja1

Pfingsten war einer der drei großen Festtage der Juden. Viele Israeliten pilgerten nach Jerusalem, um Gott im Tempel anzubeten. »Die Juden feierten dieses Fest sieben Wochen nach Ostern, genauer: 50 Tage nach Ostern. Daher erhielt es die rabbinische Bezeichnung >Fest der fünfzig Tage - Pentekoste<, woraus das deutsche >Pfingsten< entstanden ist. Dieses Fest war keine Erinnerungsfeier an ein Ereignis aus der Geschichte Israels, sondern ein Erntedankfest.(...) Es gehörte mit Ostern und dem Laubhüttenfest zu den sogenannten Pilgerfesten, an denen jeder männliche Israelit verpflichtet war, den Tempel in Jerusalem aufzusuchen.«2 Später kam die Erinnerung an die Gesetzesübergabe auf dem Berg Sinai hinzu. So wurde durch göttliche Fügung der Dank für die Gottesgaben des Bundes und der Ernte zum Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes. Denn als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Es sind die Zeichen, die im Alten Bund die Gegenwart Gottes zu begleiten pflegen: Wind und Feuer. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt.

Das Feuer erscheint in der Heiligen Schrift als das geheimnisvolle Zeichen des göttlichen Wirkens. Gott selbst ist ein verzehrendes Feuer - die Gewalt, die alles durchdringt und alles, was ihm bestimmt ist, läutert. Daher die Bitte der Kirche: Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.6

Feuer ist auch Licht. Christus hatte den Seinen ein tieferes Verständnis seines Lebens, Todes und seiner Auferstehung, seiner Worte und Taten verheißen: Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen ... Er wird mich verherrlichen, denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.7 Ein andermal sagte er ihnen: Der Beistand aber, der Heilige Geist (...), der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.8 In diesem Licht erkennen wir Christus als jenen, der »durch die Sendung des Geistes der Wahrheit die Offenbarung erfüllt und abschließt und durch göttliches Zeugnis bekräftigt, daß Gott mit uns ist, um uns aus der Finsternis von Sünde und Tod zu befreien und zu ewigem Leben zu erwecken.«9

Auch der Wind ist Sinnbild göttlicher Gewalt. Das hebräische Wort ruah kann zugleich Atem und Geist bedeuten: das Leben, das von Gott kommt, und das Leben, das die Materie belebt. Im Alten Testament ist im Windhauch dieses göttliche Wirken versinnbildet - sanft oder stark, leise oder heftig. Der Sturmwind des Pfingsttages drückt die neue Kraft aus, mit der die göttliche Liebe in die Kirche und in die Seelen eindringt. »Der Heilige Geist ist der Atem der Schöpfung. Wie der Geist Gottes am Anfang über den Wassern schwebte, so und noch viel intensiver und dichter und näher rührt der Geist Gottes den Menschen an und bringt ihn zu sich selbst und über sich selbst hinaus.«10

Petrus spricht zur Menge von der Erfüllung einer alttestamentlichen Verheißung: In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Nun belebt der Geist nicht mehr nur einige wenige Auserwählte, wie die Begleiter des Mose oder die Propheten, sondern alle Menschen in dem Maße, wie sie sich für Christus öffnen.13

Die Menschen gerieten außer sich vor Staunen14. »Ob nun die geisterfüllten Apostel in anderen Sprachen als den ihren redeten oder ob die Hörer nur die Redenden in der jeweils eigenen Sprache verstanden - es geschah das Wunder neuen Sprechens und neuen Hörens. Warum fällt es uns schwer, das ganz schlicht hinzunehmen? Wiederholt sich denn dieses Wunder nicht alle Zeit und auch heute noch? Geschieht es denn nicht jedesmal, wenn ein Christ mit wahrhaftigem Herzen und klarem Geist Worte des Glaubens, des Hoffens und der Liebe findet und ausspricht und ein Angesprochener sie mit wahrhaftigem Herzen und klarem Geist aufnimmt? Wenn Mund und Ohr durch Gottes Gnade >aufgetan< sind, um miteinander zu kommunizieren, jetzt, hier, in dieser Stunde, dieser Situation?«15

II. Die Herabkunft des Heiligen Geistes zu Pfingsten war kein isoliertes, einmaliges Geschehen im Leben der Kirche. Der Helfer heiligt sie ständig. Er heiligt auch jede Seele durch zahlreiche Eingebungen. Franz von Sales erinnert uns daran: »Gott ruft und weckt uns plötzlich und unerwartet durch seine Einsprechungen. Wir berauben ihn, wenn wir uns das Verdienst an unserem Heil zusprechen; und wir schmähen seine Barmherzigkeit, wenn wir sagen, sie habe uns gemangelt. Wir beleidigen seine Freigebigkeit, wenn wir seine Wohltaten nicht anerkennen; und wir lästern seine Güte, wenn wir leugnen, daß sie uns half, uns stützte.«16 Wie anders, wenn wir uns seinem Wirken demütig und dankbar öffnen! »Welch große Fortschritte würden wir doch binnen kurzer Zeit in der Heiligkeit machen, wenn wir die himmlischen Eingebungen voll und ganz aufnähmen! Doch eine Quelle mag noch so stark sein, ihre Wasser fließen nur in dem Maße in einen Garten, als die Wasserleitung sie fassen kann. Und obwohl der Heilige Geist, der seine Gnade gleich einem Quell lebendigen Wassers in unsere Seele ergießen möchte, uns von allen Seiten umgibt, so teilt er uns seine Gaben doch nur soweit mit, als wir dafür empfänglich sind und sie freiwillig annehmen. Darum mahnt uns der heilige Paulus, wir sollten >die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen< (2 Kor 6,1). In dem Maße, in dem unser Herz sich weitet und sich der göttlichen Barmherzigkeit wie ein leeres Gefäß darbietet, werden uns ohne Unterlaß Eingebungen zuteil, durch die wir in der Liebe wachsen. Nur wenn es uns an Aufnahmefähigkeit fehlt, hört Gott auf, uns zu beschenken.«17

Pfingsten wurden die Apostel als Zeugen Jesu gestärkt, um allen Menschen die Frohbotschaft zu verkünden. Aber nicht nur sie: alle, die an Christus glauben, tragen die Verantwortung zu verkünden, daß Christus zu unserem Heil gestorben und auferstanden ist. Petrus predigt am Pfingstmorgen über ein Wort beim Propheten Joël: In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen, und sie werden Propheten sein. Mit Christus beginnt die , die nicht mehr überbietbare Zuwendung Gottes zum Menschen. Alle Christen haben seitdem die Aufgabe, die magnalia Dei, Gottes große Taten, auszurufen, die Gott in seinem Sohne und in allen, die an ihn glauben, wirkt. Wir haben als heiliges Volk den zu verkünden, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.

Aber persönliche Heiligung und apostoliches Wirken erfordern, daß wir uns dem läuternden Feuer und dem belebenden Wind, das heißt den Eingebungen des Heiligen Geistes öffnen. Daher die Bitte: Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält. Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.21

»Das alles redet vom Heilungswerk des Geistes. Gott kann dem befleckten Herzen, das sich reuig zu ihm wendet, das Neuwerden der Reinheit schenken ... In dem Innern, das dürr ist, wie ein Acker ohne Regen, kann er die inneren Brunnen entriegeln ... Manchmal ist drinnen alles wund, von Sehnsucht oder von Schmerz oder von jenen Rissen, die durch das Wesen gehen und denen kein Arzt beikommen kann; der heilmächtige >Finger Gottes< aber kann helfen ... Er allein kann das Starre und Verkrampfte lösen; den Widerwillen, den Trotz, den Haß; das festgewordene Böse; die Gleichgültigkeit, die Härte, die Kälte, die stumme Not, welche verzweifelnd fühlt, wie furchtbar es ist und doch nicht heraus kann. Nein, wir können nicht aus uns heraus. Er muß kommen, der befreiende Geist, und uns durch uns selbst Gefangene in Gottes Weite führen!«22

III. Komm, der jedes Herz erhellt. Wie können wir uns ihm öffnen, damit er lenke, was den Weg verfehlt? Der selige Josemaría Escrivá weist auf drei Grundhaltungen hin: Fügsamkeit, Gebetsleben und Liebe zum Kreuz. »Zuerst ist Fügsamkeit nötig, denn der Heilige Geist will mit seinen Eingebungen unseren Gedanken, Werken und Wünschen einen übernatürlichen Ton verleihen. Er treibt uns dazu an, die Lehre Christi zu bejahen und uns zutiefst anzueignen, Er erleuchtet uns, damit wir uns unserer persönlichen Berufung bewußt werden, und stärkt uns, damit wir tun, was Gott von uns erwartet.«23

Fügsamkeit erleichtert das unabläßige Wirken des Trösters in der Seele. Er gibt uns Worte der Liebe, des Dankes, der Reue ein - kein einziges Stoßgebet ist ohne ihn möglich, keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet, heißt es bei Paulus in der zweiten Lesung der heutigen Messe. Der Geist bewegt uns zum Beten, er erleuchtet uns, wenn wir das Evangelium lesen, er läßt uns im erhaltenen Rat einen nützlichen Fingerzeig entdecken, er läßt ein Wort oder eine Glaubenswahrheit in neuem Licht aufleuchten. Wir merken, das hängt nicht von uns ab, ist nicht unsere, sondern Gottes Sache. Der Heilige Geist - der Vater hat ihn gesandt zur Vergebung der Sünden - läßt uns das Bußsakrament aufsuchen; er regt uns an, mitten auf der Straße oder während der Arbeit spontan das Herz zu Gott zu erheben. Er gibt uns diese oder jene kleine Abtötung ein, er läßt uns das passende Wort finden, den Freund aufzurichten.

Gebetsleben: »Die Hingabe, der Gehorsam und die Milde des Christen kommen aus der Liebe und führen zu ihr hin. Diese Liebe will Umgang, Gespräch, Freundschaft. Das christliche Leben verlangt einen ständigen Dialog mit dem dreieinigen Gott, und zu diesem innigen Verbundensein führt uns der Heilige Geist(...). Gewöhnen wir uns an den Umgang mit dem Heiligen Geist, denn er soll uns heiligen; haben wir Vertrauen zu ihm, bitten wir um seinen Beistand, spüren wir seine Nähe. Unser Herz wird weit und unser Verlangen stärker werden, Gott und durch Gott alle Menschen zu lieben.«26

Und schließlich Liebe zum Kreuz: »Im Leben Christi ging der Auferstehung und Pfingsten das Golgota voraus, und so muß es auch im Leben des Christen sein (...). Der Heilige Geist ist Frucht des Kreuzes, der Ganzhingabe an Gott, der ausschließlichen Suche seiner Ehre und der gänzlichen Preisgabe unserer selbst.«27

Am Ende unserer Zeit des Gebetes machen wir uns die Bitten der Pfingstsequenz zu eigen: Komm herab o Heil'ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt. Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt. Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not, in der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod. Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund. (...) Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit. Laß es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit.28

Wie die Apostel - sie verharrten dort einmütig im Gebet zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, suchen wir Maria auf, die wie kein anderer Mensch sich dem Heiligen Geist geöffnet hat.

Eröffnungsvers, 5,5. - G.Kroll, Auf den Spuren Jesu, Stuttgart 1988, S.248. - 2,1-2. - vgl. 3,2. - vgl. 12,29; 4,24. - Pfingstsonntag, Ruf vor dem Evangelium. - 16,13-14. - 14,26. - II.Vat.Konz., Konst. Dei Verbum, 4. - A.Delp, zitiert nach Wilhelm Sandfuchs (Hrsg), Die Gaben des Heiligen Geistes, Würzburg 1977. - 2,17. - vgl. 11,25. - vgl. 7,39. - 2,7. - P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.185. - Franz von Sales, Über die Gottesliebe, Einsiedeln 1985, S.68. - ebd., S. 68-69. - 2,17-18. - 2,11. - 2,9. - Sequenz von Pfingsten. - R.Guardini, Vom lebendigen Gott, Mainz 1965, S.90. - J.Escrivá, Christus begegnen, 135. - vgl. 12,3. - vgl. Ritus zum Empfang des Bußsakramentes. - J.Escrivá, Christus begegnen, 136. - ebd., 137. - Sequenz von Pfingsten. - 1,14.

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