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Francisco Fernández-Carvajal Hablar con Dios

JAHRESKREIS
24. WOCHE - MITTWOCH

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DIE MACHT DES WORTES

Gott hat uns die Kraft des Wortes geschenkt.
Das Gespräch suchen nach der Art Jesu.
Helfende Worte kommen aus innerer Fülle.

I. Der Herr wird ein Volkslied oder ein Kinderspiel im Sinn gehabt haben, als er auf die inneren Widersprüche bei manchem seiner Zuhörer anspielte: Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Denn weder die Predigt des Johannes noch seine eigene Predigt stellt sie zufrieden: Johannes der Täufer ist gekommen, er ißt kein Brot und trinkt keinen Wein, und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er ißt und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!1

Es ist nur logisch, daß sich die göttliche Weisheit jeweils anders in Johannes und in Jesus manifestiert. Johannes ebnet durch Buße und Bußpredigt den Weg zur Erkenntnis des Heilsmysteriums; Jesus - vollkommener Gott und vollkommener Mensch - ist der Träger dieses Mysteriums des Heiles, der Freude, des Friedens. Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder recht bekommen, sagt der Herr abschließend. Denn auch jene, die sich der doppelten Botschaft der göttlichen Weisheit verschließen, tragen zu den Plänen Gottes bei.

Viele Pharisäer und Gesetzeslehrer sind blind für das Wunderbare, das vor ihren Augen geschieht. Ihr Herz verschließt sich dem Guten, sie kritisieren und mißdeuten nur böswillig die Worte und Taten Christi.

Das einfache Volk hingegen reagiert anders. Christus muß oft die begeisterte Menge zurückhalten, weil seine Stunde noch nicht gekommen ist. Als diese kam, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herren. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe! Als die Pharisäer ihn auffordern, sie zum Schweigen zu bringen, antwortet der Herr: Ich sage euch, wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.

Gott hat uns die Macht des Wortes geschenkt. Mit ihm können wir ihn lobpreisen, aber auch schmähen und beleidigen. Mit dem Wort können wir andere Menschen ermuntern und aufrichten, aber auch verleumden und ruinieren. Daher die Mahnung: »Mache es dir zur Gewohnheit, stets taktvoll über Dinge und Menschen zu sprechen, und ganz besonders dann, wenn diese Menschen im Dienste Gottes arbeiten.

Wo das nicht möglich ist - schweige! Denn auch schroffe und allzu ungehemmte Bemerkungen grenzen bisweilen an üble Nachrede und Diffamierung.«3

II. Der Herr unterhielt sich gern mit seinen Jüngern. »Jesus hat im Gespräch Freude und Trost gefunden. Man braucht nur bei Johannes nachzulesen, wie vertraut er beim Letzten Abendmahl mit den Aposteln gesprochen hat. Jesus hat sehr oft im Gespräch seine Botschaft weitergegeben. Er sprach, während er auf den Straßen wanderte und unter den Arkaden des Salomo; er sprach in den Häusern mit den Menschen, wie mit Maria, die zu seinen Füßen saß, oder wie mit Johannes, der sein Haupt an seine Brust lehnte.«4 Er spricht mit einfachen Menschen wie der Samaritanerin, mit Gelehrten wie Nikodemus. Niemals verweigert er das echte Gespräch, und seine Worte entsprechen stets der konkreten Situation: gewinnend bei der einfachen Frau, Geheimnisse andeutend gegenüber dem Gelehrten. Auch darin können wir den Herrn nachahmen, daß wir für den Gesprächspartner immer offen sind.

Gott hat dem Menschen das Wort geschenkt, damit er sich durch das Wort mitteilt. Im Gespräch der Menschen gibt es zunächst die Ebene des Belanglosen, Alltäglichen: flüchtige Bemerkungen über das Wetter, Höflichkeitsfloskeln, kurzum den weiten Bereich dessen, was man »Konversation« nennt. Dahinter steht oft das Bedürfnis, die Kommunikation zu unserem Nächsten zu suchen oder sie zu erleichtern. Das ist menschlich, wir dürfen es nicht geringschätzen. Auch Geselligkeit und Höflichkeit sind eine Form, Gutes zu tun.

Jedoch ist dies nur eine recht äußerliche Verhaltensweise. Auf einer höheren Ebene findet die echte Mitteilung statt, das berichtende Gespräch, informierend oder belehrend, im Dialog, als Lehrende oder als Lernende. Dabei spielt Vertrauen eine große Rolle, wir setzen voraus, daß unser Gesprächspartner das Wort nicht mißbraucht.

Das Gespräch findet dort seine tiefste Erfüllung, wo es an die innere Verfaßtheit eines Menschen rührt. Das ist nicht immer leicht. Ein Wort des Trostes kann - trotz allen guten Willens - auch einmal fehl am Platz, mitfühlendes Schweigen dann besser sein. Ein Wort der Belehrung kann - je nach der Situation oder dem Tonfall - unwirksam bleiben oder dem Unwissenden helfen. Worte können Wege weisen und Wege versperren, den Irrenden die Augen öffnen oder ihn in seiner Blindheit belassen, den Schwachen stärken oder ihn mutlos machen, den Gefallenen aufrichten oder entmutigen. Wir brauchen ein Gespür für das rechte Wort, im richtigen Moment gesprochen.

III. Das Wort ist »eines der kostbarsten Geschenke Gottes an die Menschen (...), eine herrliche Gabe, die es uns möglich macht, mit dem Herrn und seinen Geschöpfen erhabene Gedanken der Liebe und der Freundschaft auszutauschen.«5 Jedoch können wir diese Gabe Gottes mißbrauchen, wenn wir sie gedankenlos - geschwätzig - oder im Widerspruch zur Wahrheit - lügnerisch - oder als Waffe gegen unseren Nächsten - verleumderisch - einsetzen. Von daher versteht sich die Mahnung des Apostels Jakobus: Die Zunge ist ein kleines Körperglied, aber sie kann auch ein Feuer sein, das einen großen Wald in Brand steckt, und eine Welt voll Ungerechtigkeit: Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die als Abbild Gottes erschaffen sind. Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder, so darf es nicht sein Von daher verstehen wir auch die ernste Mahnung des Herrn: Ich sage euch: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen.

»Nachdem ich gesehen habe, worin sich viele Leben ganz und gar erschöpfen (Geschwätz, Geschwätz, Geschwätz, mit all seinen Folgen), scheint mir das Schweigen noch notwendiger und liebenswerter.

Ich verstehe sehr gut, Herr, daß du Rechenschaft für jedes unnütze Wort forderst.«8

Bei der Hochzeit in Kana finden wir ein gutes Beispiel für die Macht des Wortes zur rechten Zeit und für seine Verwurzelung im inneren Schweigen der liebenden Seele. Jesus hatte seiner Mutter angedeutet, jene prekäre Situation - sie haben keinen Wein mehr - ginge ihn nichts an. Aber Maria erteilt nun den einzigen Befehl, den wir von ihr kennen: Was er euch sagt, das tut! Sie errät - jenseits der Worte Jesu - die Pläne ihres Sohnes, wie nur ein liebender Mensch sie erraten kann.

Unnütze Worte kommen aus innerer Leere. Sinnvolle Worte aus innerer Fülle. Liebe macht verborgene Gemeinsamkeiten sichtbar, kaum sagbare Gedanken mitteilbar.

Bitten wir am Schluß unserer heutigen Betrachtung den Herrn und seine gebenedeite Mutter um die Gnade, daß unsere Worte im richtigen Augenblick zu trösten, zu ermuntern, zu beflügeln vermögen. Und wenn wir einmal tadeln müssen, dann so, daß die Ermutigung den unvermeidbaren Schmerz bald vergessen läßt.

7,31-35. - 19,37-38. - J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.902. - Johannes Paul I., Ihr ergebener Albino Luciani, München 1978, S.225. - J.Escrivá, Freunde Gottes, 298. - vgl. 3,5-10. - 12,36. - J.Escrivá, , Nr.447. - 2,1-12.

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